Drabble ist eine meist pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern bestehen muss.
DER FEHLTRITT
Sie musste es tun, Gefühle in ihr aufgestaut, der Reiz des Abenteuers, die fremde Haut,
zumal dabei noch mehr Vergangenheit mit hinein spielte in ihre Fantasie, die Enttäuschung
ihrer Ehe und über sich selbst. Sie wusste es würde der Anfang vom Ende sein und doch konnte sie nicht gegen
den Drang an, ihrem Leben eine Wendung zu geben. Sie fuhr zu ihm, sie wusste was passieren würde, es passierte auch,
er machte von ihr Gebrauch. Denn er verstand es zwar nicht, fragte aber auch nicht. Sie schenkte sich ihm wie ein
Gedicht. Der Sex war schlecht, die Dummheit echt.
TRAUMTÄNZER
Wenn man im wahren Leben nicht tanzen kann, sucht man sich ein anderes. Er wollte sie spüren, diese Emotion.
Man konnte wählen als Mensch, Pflicht oder Wahrheit! Beides ging meistens nicht. Er tanze lange mit der Pflicht,
bevor er die Wahrheit in sein Leben ließ. Aber das war gefährlich! Man riskierte alles. Mindestens die Achtung jener
die sich immer an alle Regeln hielten. So war das Spiel. Hatte man aber mal erkannt, dass man nur eine Schachfigur
war. Dann konnte man die Regeln selbst machen. Nun waren es keine Träume mehr, sondern Bäume, die er gerne in
den Himmel pflanzte.
GÖTTER
Sie blickten gelangweilt auf die Erde. Es tat sich wenig, seit Jahrtausenden. Ein Hauen und Stechen, ein Töten und sich
rächen. Aber das Programm umzuschreiben wäre zu mühseelig. Der Reiz eines neuen Spiels war stets größer, als das
der alten. So ließen sie es einfach weiter laufen. Das entsprach ihrer Natur, sie waren nichts, unfehlbar nur. Einen Fehler
im Spiel zu sehen, würde heißen zu weit zu gehen. Sich zu hinterfragen, würde ihnen nicht gelingen auch in den
nächsten, ewigen Tagen. Lieber würden sie sterben, genau wie ihre Spielfiguren auf Erden. Das taten sie dann auch,
wurden Schall und Rauch.
DIE BIBLIOTHEK
Ein schlechtes Gewissen, die Bücher waren zu spät. Der Bibliothekar schaute streng, sie war die
letzte Kundin. Würde sie ihn besänftigen können? Sie war schön, sie lächelte ihn an und er war ein Mann.
Kein Geld, nur ihr Lächeln oder wollte er mehr, wollte sie mehr geben, sie war eine Frau eben. Er schloss die Tür,
gefangen, die Sünderin. Wenn schon, dann, dachte sie. Sie küsste ihn, er zog sie aus, in diesem Tempel der Fantasie
machte ihr das nichts aus, es war sogar, wunderbar. Sie spielten ein Spiel, es wurde niedergeschrieben und ist für immer
an diesem Ort geblieben.
GEBUNDENE FREIHEIT
Er hatte sie entführt. Aber sie hatte es gerne zugelassen. Seit Wochen taten sie es und es war ein Rausch der Sinne.
Sie hatte nicht geahnt, das es soetwas gab. Beinah wäre sie vor Langeweile gegangen ins Grab. Jetzt wollte sie jede
Sekunde genießen, das hatte sie verdient und auch die Schläge dafür, denn sie spürte in sich das Tier. Der Reiz lag
für sie immer im Fremden. Er lag für sie im Anderen, im Schmerzhaften, Außergewöhnlichen.
Sie war dankbar, dass er ihr das in ihr gezeigt hatte, freigelassen, die Fremde in ihr. Aber gebunden. Jetzt konnte sie los
lassen.
ABER
Er wollte nicht immer alles in Frage stellen. Aber Fragen sollte man doch stellen. Die Leute waren sich nicht einig.
Frag nicht! Fraglos ist das richtig was wir tun. Was wir auch wissen wollen, ist immer an der Kante zu nützlich und
gefährlich. Diktatoren wollen keine Fragen und hinterfragen sich selbst sowieso nicht. Kinder sollen fragen, aber fühlen
sich erwachsen erst, wenn sie nicht mehr fragen müssen. Darf ich aufs Klo? Nein, piss in die Hose! Dann frag ich
beim nächsten Mal lieber nicht. Wie gehts dir? Die Antwort ist immer ein Abgrund. Liebst du mich? Such dir was aus.